Der Ethereum Name Service (ENS) ist ein zentrales Infrastrukturprotokoll im Web3, das komplizierte Wallet-Adressen in leicht lesbare Namen umwandelt. Statt eine lange Zeichenkette aus Zahlen und Buchstaben zu verwenden, können Nutzer ihre Blockchain-Identität über Domains wie „alice.eth“ verwalten.
ENS ermöglicht die Registrierung menschenlesbarer Domainnamen, die mit Wallet-Adressen, Smart Contracts oder dezentralen Web-Inhalten verknüpft werden können. Die Domains werden auf Ethereum als NFTs ausgegeben und sind handelbar, übertragbar und durch ein DAO-Modell community-geführt. ENS ist heute in zahlreiche Anwendungen integriert und spielt eine zentrale Rolle bei der Identitätsbildung im Web3.
Wie ENS funktioniert und warum es wichtig ist
ENS wurde 2017 von der Ethereum Foundation ins Leben gerufen und entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Anwendungen des Ethereum-Ökosystems. Das System funktioniert im Kern wie das Domain Name System (DNS) des klassischen Internets, nur dezentral, zensurresistent und vollständig über Smart Contracts steuerbar. Ein ENS-Name ersetzt die 42-stellige Hex-Adresse – beispielsweise 0x83be… – durch ein einfaches, merkbares Kürzel wie „name.eth“.
Jeder registrierte Name existiert als ERC-721-NFT, was bedeutet, dass er sich wie ein digitales Eigentumszertifikat im eigenen Wallet befindet. Nutzer können diese Domains nicht nur als Hauptadresse für den Empfang von Kryptowährungen nutzen, sondern auch als Ausgangspunkt für eine umfassende Web3-Identität. Die Domain kann mit mehreren Krypto-Adressen, Profilinformationen und On-Chain-Ressourcen verknüpft werden. Zudem lassen sich Subdomains anlegen, um verschiedene Wallet- oder Service-Zugänge zu trennen – etwa „pay.name.eth“ für Zahlungen oder „nft.name.eth“ für Sammlungen.
Einsatz im Web3-Ökosystem
ENS ist inzwischen weit mehr als ein Komfort-Feature für Wallets. Die Domains dienen als digitaler Identitätsanker in zahlreichen Web3-Anwendungen. Nutzer authentifizieren sich mit ihrem „.eth“-Namen in dezentralen sozialen Netzwerken, verwenden ihn als Handle in On-Chain-Communities oder verknüpfen ihn mit Profilseiten, die über IPFS oder andere dezentrale Speicherprotokolle gehostet werden.
ENS ist heute in hunderte Dienste und Wallets integriert, darunter MetaMask, Coinbase Wallet, Uniswap, OpenSea und Etherscan. Dadurch ist der Name häufig das Erste, was andere Nutzer sehen, wenn sie mit einer Person On-Chain interagieren. ENS hat sich so zu einem Baustein für digitale Reputation entwickelt – ähnlich einem Benutzernamen im Web2, aber mit echtem Besitzanspruch und ohne zentrale Instanz.
Struktur, Token und Governance-Modell
Seit der Einführung des ENS-Tokens im November 2021 wird das Protokoll durch die ENS DAO gesteuert. Die Community entscheidet per Governance-Abstimmung über Anpassungen am System, wie Preisstrukturen, technische Upgrades oder Mittelverwendung des Treasury. Der wirtschaftliche Betrieb des Dienstes erfolgt über jährliche Domain-Gebühren, die in ETH gezahlt werden. Kürzere Namen sind deutlich teurer und gelten als Premium-Identitäten, während längere Domains erschwinglicher bleiben.
Das Modell schafft ein Gleichgewicht zwischen Dezentralität, Markenwert und Nutzbarkeit. Gleichzeitig fungiert die Gebühr als Spam-Schutz, um Massenzuteilungen zu verhindern. Im Gegensatz zum traditionellen DNS, bei dem Registrare und Behörden Zwischeninstanzen darstellen, liegt das Eigentum an ENS-Domains vollständig beim Nutzer – gesichert durch Kryptographie und Smart Contracts.













